Samstag, 10. Juni 2017

Mit dem Rad nach Saint Claude und weiter...



Prolog



Lange schon spukte mir, angeregt durch Radreiseberichte, eine Reise durch das französische Jura im Kopf herum. Hinzu kam der seit langem gehegte Wunsch, Saint Claude, einstmals die Metropole der Pfeifenherstellung in Europa, zu besuchen.





Was lag also näher als beides miteinander zu verbinden und so entschloss ich mich Ende letzten Jahres, Nägel mit Köpfen zu machen und begann, eine Route auszuarbeiten. Sie sollte einen Freund, und mich von Genf aus nach Saint Claude und dann über weitere Stationen bis nach Freiburg führen.



Von Berlin aus sollte es mit dem Flugzeug nach Genf und von Freiburg aus wollten wir mit der Bahn zurück fahren. Soweit der Plan.

Prinzipiell blieb es dabei, nur leider musste mein Freund zwei Wochen vor Reisebeginn aus beruflichen Gründen absagen.

In der Kürze der Zeit fand sich natürlich kein anderer Mitfahrer, so dass ich schließlich am Mittwoch, dem 24.05.2017 die Reise allein antrat.



Berlin - Genf - Saint Claude, Mittwoch 24.05.2017



Der erste Tag...



...sollte sehr früh beginnen. Ich wollte möglichst früh dasein, da ich über keine, aber auch gar keine Erfahrungen im Fliegen mit Fahrrad hatte.

Das hieß um 3 Uhr morgens austehen, den ganzen Kram in den Hausflur schleppen, etwas frühstücken, Kaffee trinken, mich verabschieden. 
Das Großraum-Taxi war für 03.45 bestellt und war mehr als pünktlich.

Auf jeden Fall stand ich mehr oder weniger wach gegen halb fünf auf dem Flughafen und hatte noch jede Menge Zeit für einen Becher Kaffee und eine Stulle.

Schönefeld vor dem Abflug

Der CheckIn war komplett unproblemtisch.
Ich hatte vorher alles gut verpackt und gewogen, das Fahrrad kam mit Karton und ohne Schloss auf 23 kg, an Gepäck hatte ich insgesamt 21kg dabei.

Auch die Sicherheitskontrolle war ein Klacks, lediglich mein Fahrradschloß musste ich aus meinem Handgepäck, einer Lowridertasche, herauskramen.

Punkt sieben Uhr startete das Flugzeug und kurz vor neun waren wir bereits in Genf.

Meinen Fahrradkarton und mein restliches Gepäck war schnell gefunden.

Mit einem Gepäckwagen transportierte ich den ganzen Kram vor den Flughafen und baute mein Rad zusammen. Den Karton habe ich zusammengefaltet neben einem Papierkorb abgestellt, war die einfachste Lösung und niemand beschwerte sich darüber. War auch keiner in der Nähe.

Start in Genf

Dann war es soweit, ich konnte bei strahlendem Sonnenschein und knapp 25 Grad in die Pedale treten.

Natürlich war es wie immer. Ich habe mich erst mal verfahren und bin einen halben Kilometer in die Schweiz hinein statt heraus gefahren. Meinen Fehler hat der Falk* aber recht bald bemerkt und ich bin umgedreht und auf die richtige Route eingeschwenkt.



Mein erstes Ziel war der Carrefour kurz hinter der Grenze in Ferney-Voltaire. Ich brauchte etwas zum Essen, Wasser und eine Gaskartusche. Nachdem das erledigt hatte, begann ich mich in Richtung Saint Claude zu bewegen. Die Berge die mich erwarteten, konnte ich schon von weitem sehen.

Jura in Sichtweite

Es ging also langsam, aber stetig bergauf.


Um ehrlich zu sein, etwas Bammel hatte ich schon vor den von Kommoot vorhergesagten Höhenmetern. Nicht zu Unrecht, wie sich wenig später herausstellen sollte.



Die Fahrt nach Gex war noch recht entspannt, auch durch Gex hindurch musste ich mir noch nicht allzu viel Mühe geben. 
 

Gex
Aber dann strafte mich mein jugendlicher Leichtsinn, hatte ich doch wider besseren Wissens die von Kommoot vorgeschlagene kürzere Route ausgewählt.


So verließ ich, Kommoot folgend, hinter Gex die Hauptstrasse und fuhr auf kleineren Nebenstraßen weiter. Das bescherte mir die ersten Anstiege, die um einiges steiler waren als gedacht. Irgendwann erreichte ich, schon etwas angegriffen, nach etwa 18km die D1005, die „meine“ Strasse in Richtung Saint Claude.



Spätestens da wurde mir klar, dass ich mich verrechnet hatte. Statt einer Steigung, die zwischen 6 und 7 Prozent lag, erwarteten mich eher 8 bis 9 Prozent. Auf kurzen Strecken kein Problem, aber auf einer Strecke von 10-12 km?



Aber irgendwie musste ich ja durch. Den ersten Kilometer bin ich noch gefahren, ich schreibe bewußt „den“ ersten Kilometer, alles andere wäre gelogen.

Danach war Radwandern angesagt, im wahrsten Sinn des Wortes.



Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich das genossen habe. Es war inzwischen sehr warm, es hat überhaupt keinen Spass gemacht und jede Menge Kraft gekostet.

Zwei Dinge haben mich dennoch getröstet.

Erstens konnte ich die tolle Landschaft mehr als eines Blickes würdigen ohne vom Rad steigen zu müssen und zweitens war ich mit knapp 4,5 km/h beim Schieben nicht soviel langsamer, als wenn ich im ersten Gang hochgekurbelt wäre...



Blick zurück in Richtung Schweiz

Also habe ich geschoben. An vermeintlich flacheren Stellen bin ich dann ab und an ein Stück gefahren. Irgendwann habe ich auch das aufgegeben und lieber die Landschaft genossen.





Noch ein paar Impressionen von der Strasse:





...leider in die falsche Richtung...

die D1005 früher: Route Impériale N°5 von Genf nach Dijon von 1805


...nur bergauf...

Aber irgendwann nach etlichen Kilometern und etlichen Pausen sah ich Licht am Ende des Tunnels oder eher am Ende des Berges...

kurz vor dem Ende des Aufstieges


...den Col de la Faucille in 1323m Höhe, den ersten Pass in meiner Radfahrerkarriere hatte ich erreicht. Ich hatte immerhin noch genug Energie, ein Passfoto zu schiessen und die letzten Meter hochzufahren ( der Ehre wegen)...

Col de la Faucille


Danach sollte es bergab gehen. Aber erneut hatte ich die Rechnung ohne Kommoot gemacht. Statt mich schön die Strasse hinab zu führen, wurde ich auf eine üble Schotterstrecke, die ehemalige Route Royale, gelotst.

Das war einer der Momente, in denen ich froh war, mich für das eher robusten Velotraum-Rad entschieden zu haben.





Jeder Mountainbikefahrer ohne Gepäck hätte diese Abfahrt mit dem teilweise faustgroßen Schotter- und Geröllstücken sicher genossen.

Aber das hätte ich mir zähneknirschend noch gefallen lassen. Ich bin ja auch da noch

gut durchgekommen, wenn auch nicht besonders schnell.

Der nächste Abzweig, den mir Kommot präsentierte, war einfach eine Geröllpfad von vielleicht 200 m nur gerade runter durch den Wald. Das hätte auch mit dem Mountainbike keinen richtigen Spass mehr gemacht.



Ich stand also vor der Entscheidung wieder zurückzufahren, einen anderen Weg zu suchen oder... also doch. Die ganze Fuhre über das ganze Geröll mehr gehoben als geschoben nach unten bugsiert.

Unten angekommen war ich völlig platt. Die 3 Liter Wasser, die ich am Morgen gekauft hatte, waren auch fast alle. Inzischen war es nach 17.00 Uhr und war ich ich in Mijoux. Ich wusste, dort gibt es einen Supermarkt, da könnte ich etwas zu trinken besorgen.

Was ich nicht gelesen und womit ich nicht gerechnet hatte:

...fermé mardi après-midi et mercredi... „*



Danach wollte ich nur noch zum Campingplatz inzwischen lief mir auch die Zeit davon, habe Kommoot Kommoot sein lassen und bin die D436 in Richtung Saint Claude gefahren.

Von letzten 20 Kilometer ist mir nicht mehr viel in Erinnerung geblieben. Anfangs ging es noch einmal ein Stück bergauf, aber dann wie im Rausch 15 km nur noch bergab nach Saint Claude. Kurz vor Saint Claude – die Pfeifenfabrik von Chacom.

Chacom

Mein Ziel war der Zeltplatz Le Martinet, den ich gegen 19.15 h erreicht habe.Zu meinem Glück war auch die Reception noch besetzt, so dass ich neben einem Stellplatz auch noch ein kaltes Heinecken ergattern konnte.



Nachdem mein Zelt stand, bin ich in den Helinox gesunken und habe erst mal die Beine ausgestreckt, Kaffee getrunken, etwas gegessen, Pfeifchen geraucht, den schönen Ausblick und anschliessend das Heinecken genossen.

Camping le Martinet
 
Fazit des ersten Tages: Total erledigt, aber trotzdem forh, dass ich es geschafft habe.


Zurückgelegt: 55,17km

Fahrzeit: 5:55 h

durchn. Geschw.: 9,48 km/h

Höhenmeter: 1189




Die geplante Route bei Kommoot:



* der Falk - mein Fahrradnavi
*...fermé mardi après-midi et mercredi... ":
 Dienstagnachmittag und Mittwoch geschlossen 
 





























   































































































 



























MTB Strecke bergab
























Chacom













































































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