Die Rue de Faubourg Marcel N°13 ist ein eher unscheinbares, etwas heruntergekommenes Gebäude in einer ebenso unscheinbaren Straße von Saint Claude.
Wären da nicht der Aufsteller mit der Aufschrift "Exposition Vente" und das Schild "Pipes Genod" könnte man glatt vorbeifahren.
Oben
angekommen, betritt man durch eine schlichte Holztür zuerst die
Verkaufsausstellung, in der man neben Pfeifen allerlei Souvenirs rund um
die Pfeife und Saint Claude erwerben kann.
Und
man trifft auf einen jungen Mann Ende zwanzig / Anfang dreißig. Das ist
Sébastién Beaud, der seit 2006 für die Pfeifen der Marken GENOD und
Paul Viou steht.
Bisher kannte ich ihn nicht persönlich, ich hatte nur einmal im
vergangenen Jahr wegen eines Pfeifenkaufs mit ihm telefoniert und war mir nicht sicher, ob er sich erinnern würde.
So stellte ich mich erst einmal vor. Das war nicht so einfach, ich sprach kein französisch und er kein deutsch. Aber mit einigen
Englischkenntnissen auf beiden Seiten lies sich das ganz gut
bewerkstelligen und da er im letzten Jahr nicht so viele Kunden aus Berlin, Germany hatte, die 3 Pfeifen gekauft haben, konnte er sich auch an unser Telefonat erinnern.
Anschließend
nahm ich das Angebot einer Führung durch die Werkstatt (als zu diesem
Zeitpunkt einziger Besucher) an und bekam alle Schritte der
Pfeifenherstellung demonstriert.
Die Werkstatt besteht als Familienbetrieb seit 1863, und man kann vermuten, dass sich in den Räumen seither nur wenig verändert hat.
Blick in die Werkstatt, hier werden die Kanteln zuschnitten, in Form gebracht und gebohrt |
Auf dem Bild kann man über den Maschinen an den zwischen den Fenstern noch die Wellen für die Transmissionsriemen sehen, über der die Maschinen früher einmal angetrieben wurden.
hier werden die Pfeifen geschlieffen und poliert |
Die
während der Vorführung fertiggestellte Pfeife konnte ich dann -
gewissermaßen als Promotion - für 10€ erwerben. Hab ich dann auch
gemacht :-) .
Im Anschluss suchte ich mir noch eine hübsche Pfeife
in der Verkaufsausstellung aus und bekam noch den aktuellen Katalog von Paul Viou.
in der Verkaufsausstellung aus und bekam noch den aktuellen Katalog von Paul Viou.
Schon allein für diesen Besuch bei Sébastién Beaud im Atelier Genod hat es sich für mich gelohnt, Saint Claude zu besuchen und ich kann jedem Pfeifenraucher einen Besuch empfehlen.
Die Internetseite: GENOD Maître pipier
Ein Video über Sébastién Beaud:
An
dieser Stelle möchte ich noch ein Wort zur Pfeifenindustrie in Saint
Claude verlieren.
Natürlich
hat die Pfeifenindustrie in Saint Claude nicht mehr den Stellenwert,
den sie hundert oder selbst vor vierzig Jahren einmal hatte, längst
stehen da andere Industriezweige wie die kunststoffverarbeitende
Industrie, Feinmechanik oder die Autozulieferindustrie im
Vordergrund.
Sicherlich
gibt es noch als größere Unternehmen der Pfeifenindustrie noch
Chacom oder Buz Choquin, die in Saint Claude ansässig sind, aber die
meisten Betriebe haben Ende der siebziger oder Anfang der achtziger
Jahre ihre Pforten geschlossen.
Das
muss man akzeptieren. Die Pfeife ist ein Nischenprodukt geworden und
das wird sich – gerade in der heutigen Zeit – wohl eher nicht
mehr ändern.
Um
so mehr, bin ich der Meinung, muss man gerade die kleinen Betriebe unterstützen, die
versuchen, ein solides Handwerk und damit ihre Tradition am Leben zu
erhalten.
Deshalb
kaufe ich gern Pfeifen von Genod oder Lacroix, auch oder gerade weil
sie keine Luxusprodukte, sondern Alltagsgegenstände sein wollen.
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