Samstag, 17. Juni 2017

Besuch bei Sébastién Beaud im Atelier Genod

Die Rue de Faubourg Marcel N°13 ist ein eher unscheinbares, etwas heruntergekommenes Gebäude in einer ebenso unscheinbaren Straße von Saint Claude.




Wären da nicht der Aufsteller mit der Aufschrift "Exposition Vente" und das Schild "Pipes Genod" könnte man glatt vorbeifahren.


Durch lange, eine schmale Durchfahrt gelangt man in einen Hinterhof, in dem ein Schild zu einer ausgetretenen Treppe nach oben in die Werkstatt weist.
Oben angekommen, betritt man durch eine schlichte Holztür zuerst die Verkaufsausstellung, in der man neben Pfeifen allerlei Souvenirs rund um die Pfeife und Saint Claude erwerben kann. 
Und man trifft auf einen jungen Mann Ende zwanzig / Anfang dreißig. Das ist Sébastién Beaud, der seit 2006 für die Pfeifen der Marken GENOD und Paul Viou steht.
Bisher kannte ich ihn nicht persönlich, ich hatte nur einmal im vergangenen Jahr wegen eines Pfeifenkaufs mit ihm telefoniert und war mir nicht sicher, ob er sich erinnern würde.
So stellte ich mich erst einmal vor. Das war nicht so einfach, ich sprach kein französisch und er kein deutsch. Aber mit einigen Englischkenntnissen auf beiden Seiten lies sich das ganz gut bewerkstelligen und da er im letzten Jahr nicht so viele Kunden aus Berlin, Germany hatte, die 3 Pfeifen gekauft haben, konnte er sich auch an unser Telefonat erinnern.
Anschließend nahm ich das Angebot einer Führung durch die Werkstatt (als zu diesem Zeitpunkt einziger Besucher) an und bekam alle Schritte der Pfeifenherstellung demonstriert.
Die Werkstatt besteht als Familienbetrieb seit 1863, und man kann vermuten, dass sich in den Räumen seither nur wenig verändert hat.

Blick in die Werkstatt, hier werden die Kanteln zuschnitten, in Form gebracht und gebohrt
 Auf dem Bild kann man über den Maschinen an den zwischen den Fenstern noch die Wellen für die Transmissionsriemen sehen, über der die Maschinen früher einmal angetrieben wurden.





hier werden die Pfeifen geschlieffen und poliert




Die während der Vorführung fertiggestellte Pfeife konnte ich dann - gewissermaßen als Promotion - für 10€ erwerben. Hab ich dann auch gemacht :-) . 


Im Anschluss suchte ich mir  noch eine hübsche Pfeife
in der Verkaufsausstellung aus und bekam noch den aktuellen Katalog von Paul Viou. 




Schon allein für diesen Besuch bei Sébastién Beaud im Atelier Genod hat es sich für mich gelohnt, Saint Claude zu besuchen und ich kann jedem Pfeifenraucher einen Besuch empfehlen.

Die Internetseite: GENOD  Maître pipier

Ein Video über Sébastién Beaud:


An dieser Stelle möchte ich noch ein Wort zur Pfeifenindustrie in Saint Claude verlieren.
Natürlich hat die Pfeifenindustrie in Saint Claude nicht mehr den Stellenwert, den sie hundert oder selbst vor vierzig Jahren einmal hatte, längst stehen da andere Industriezweige wie die kunststoffverarbeitende Industrie, Feinmechanik oder die Autozulieferindustrie im Vordergrund.
Sicherlich gibt es noch als größere Unternehmen der Pfeifenindustrie noch Chacom oder Buz Choquin, die in Saint Claude ansässig sind, aber die meisten Betriebe haben Ende der siebziger oder Anfang der achtziger Jahre ihre Pforten geschlossen.
Das muss man akzeptieren. Die Pfeife ist ein Nischenprodukt geworden und das wird sich – gerade in der heutigen Zeit – wohl eher nicht mehr ändern.
Um so mehr, bin ich der Meinung, muss man gerade die kleinen Betriebe unterstützen, die versuchen, ein solides Handwerk und damit ihre Tradition am Leben zu erhalten.
Deshalb kaufe ich gern Pfeifen von Genod oder Lacroix, auch oder gerade weil sie keine Luxusprodukte, sondern Alltagsgegenstände sein wollen.

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